Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Unser Projekt steht eng im Zusammenhang mit dem Konzept „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Unser Bildungsangebot versucht die komplexen globalen Zusammenhänge menschlichen Handelns in den Fokus zu setzen und ist auf Ausgleich und Gerechtigkeit ausgerichtet. In unserem Projekt erfährt der Teilnehmer: Mein Handeln hat Konsequenzen. Nicht nur für mich und mein Umfeld, sondern auch für andere. Ich kann etwas tun, um die Welt ein Stück zu verbessern. Ein solches Denken ist dringend notwendig, um Veränderungen anzustoßen und drängende globale Probleme wie den Raubbau an der Natur oder die ungleiche Verteilung von Reichtum anzugehen. Regierungen, Organisationen und Unternehmen müssen Nachhaltigkeit lernen und umsetzen. Bildung für nachhaltige Entwicklung hat die Zukunft im Blick. Sie versetzt Menschen in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und dabei abzuschätzen, wie sich das eigene Handeln auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Weltregionen auswirkt. Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Wissen über:
Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Kompetenzen: Mit Gestaltungskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Sie umfasst zum Beispiel folgende Fähigkeiten:
Auf kurz oder lang dürfen wir nicht auf Kosten der Menschen in anderen Regionen der Erde und auf Kosten zukünftiger Generationen leben. Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft beeinflussen sich gegenseitig. Es wird langfristig keinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt ohne intakte Umwelt geben. Ebenso wenig wird es gelingen, die Umwelt effektiv zu schützen, wenn Menschen um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen müssen. Nachhaltigkeit berührt alle Bereiche des Alltags und kann nur durch internationale Zusammenarbeit erreicht werden. Lebensgrundlagen künftiger Generationen bedroht Wirtschaftssystem und Lebensstil besonders der Industriestaaten müssen sich ändern darüber herrschte seit Anfang der 90er Jahre auch politische Einigkeit. Denn der wirtschaftliche und technische Fortschritt nach herkömmlichem Muster bedroht die Umwelt und damit die Lebensgrundlagen künftiger Generationen. Gleichzeitig müssen in vielen Staaten der Erde Menschen in Armut leben und haben keinerlei Nutzen vom Wohlstand anderer Weltregionen. Nachhaltige Entwicklung als politisches Leitbild "Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält." Eine nachhaltige Entwicklung schont die Natur; erhöht die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft und sichert sie für die Zukunft; ist gerecht und trägt dazu bei, dass alle Menschen friedlich zusammen leben.“ Nachhaltigkeit lernen in der Grundschule geht das? Diese Frage scheint gerechtfertigt und wird gerade von GrundschullehrerInnen, SeminarleiterInnen und Personen aus der Bildungsadministration aufgeworfen. „Es ist weniger die Skepsis gegenüber dem Ziel, nachhaltige Entwicklungsprozesse überhaupt fördern zu wollen, als vielmehr die Skepsis gegenüber dem Anliegen, diese Entwicklungsprozesse schon im Grundschulunterricht zum Thema machen zu können, die zu Vorbehalten führt“, so auch Prof. Dr. Gerhard de Haan in seiner Expertise zu BNE in der Grundschule. In der gleichen Broschüre stellt de Haan jedoch fest: „Vorstellungen von Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit, altruistisches Handeln und Mitgefühl können nicht erst ab dem elften Lebensjahr herausgebildet werden… Man kann mit der Thematisierung von Gerechtigkeitsfragen in der Grundschule nicht nur beginnen, man wird es auch müssen (...) Das Ziel von BNE besteht darin, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, den Prozess einer nachhaltigen Entwicklung mit gestalten zu können, und sie in die Lage zu versetzen, bei den dabei anstehenden komplexen Entscheidungen zu fundierten Positionen zu gelangen. Zudem soll ihnen die Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung bewusst sein und sie sollen erkennen, dass alle mitverantwortlich sind in Bezug 23 auf soziale, ökonomische und ökologische Entwicklungen. Dieses Ziel wird Gestaltungskompetenz genannt und setzt sich aus verschiedenen Teilkompetenzen zusammen (...) Vorausschauendes Denken und Handeln… Entscheidend ist es, die Zukunft als offen und gestaltbar begreifen zu können und aus dieser Haltung heraus verschiedene Handlungsoptionen aus gegenwärtigen Zuständen heraus zu entwickeln(…) Geeignete Methoden sind: Phantasiereisen, Ideenwettbewerbe, kreatives Schreiben, Zukunftswerkstätten, Erstellen von Zeichnungen oder Collagen vom Leben in der Zukunft, Modellbau, Denkspiele „Was wäre, wenn (…). Weltoffen wahrnehmen… (...) Weltoffene Wahrnehmung bedeutet zunächst neugierig zu sein bzw. zu werden auf die natürliche Umwelt, aber auch auf andere Menschen, wie diese leben und denken. Verschiedene Perspektiven unterscheiden können und die Abhängigkeit der lokalen, nationalen und globalen Ebenen voneinander zu erkennen (…). Geeignete Methoden sind: Formen entdeckenden Lernens, eigenständige themenspezifische Recherchen (Interviews, Fotoreportage usw.), Rollenspiele, Puppenspiele, Diskussionsforen, eigenständige Präsentationen von Forschungs- und Entdeckungsergebnissen. Interdisziplinär arbeiten… (…) Das setzt interdisziplinäres, fachübergreifendes und fächerverbindendes Lernen voraus. In diesen Kontext gehören auch unterschiedliche Zugangsweisen: Sie können wissenschaftlicher, spielerischer, diskursiver oder auch ästhetischer Art sein(…) Geeignete Methoden sind: Projekte, entdeckendes Lernen, Experimente, Simulationen, Lernen an Stationen, Werkstattarbeit, Kunstaktionen, nicht angeleitetes Erarbeiten von Fragestellungen und Lösungen in Gruppen. Verständigen und kooperieren… (…) Nachhaltige Entwicklung verlangt nach Partizipation aller. Die Teilhabe an Entscheidungen, die Mitgestaltung ihrer Lebenswelt sind ein wachsendes Interesse der Kinder (…). Geeignete Methoden sind: Mediation, Gesprächskreise, Strategien des Umgangs mit Repression, gemeinschaftsbildende Rituale, Spiele und Aktionen, Übungen zur Arbeit im Team (Leitungsfunktion in Gruppen, Regeln der Gesprächsorganisation usw.), Öffnung von Schule durch Einbeziehung außerschulischer Partner und Lernorte sowie Einwerbung von deren Kompetenzen. Planen und agieren… (…) Die Kompetenz besteht darin, sich solche Ziele vorstellen zu können, die man direkt befördern will, und zu Entschlüssen zu kommen, die vom Wollen zum Tun führen. Das Wollen und Tun vom „Denken“ zu unterscheiden ist erforderlich (…). Geeignete Methoden sind: Projekte in Realsituationen, Exkursionen, Forschungsaktionen, Interviews, Partizipationsformen, Selbstorganisiertes Lernen (SOL). Gerecht und solidarisch sein… (…) Alle Konzeptionen zur Nachhaltigkeit sind mit der Absicht versehen, mehr Gerechtigkeit befördern zu wollen. Sich in diesem Sinne engagieren zu können, macht erforderlich, eine gewisse Empathie, ein globales „Wir-Gefühl“ auszubilden. Bildung für nachhaltige Entwicklung zielt daher auf die Ausbildung individueller und kollektiver Handlungs- und Kommunikationskompetenz im Zeichen weltweiter Solidarität (…). Geeignete Methoden sind: Partnerschaften, Hilfsaktionen (Fair-Trade Projekte), Briefaustausch, E-Mail-Kontakte, Eine-Welt-Frühstück, Austausch über Phänomene des Klimawandels via Internet. Motiviert sein und motivieren können… Bildung für nachhaltige Entwicklung zielt auf die Entfaltung der motivationalen Antriebe, derer wir bedürfen, um auch unter den komplexen Bedingungen einer zusammenwachsenden Welt ein erfülltes und verantwortungsbewusstes Leben führen zu wollen (…) Geeignete Methoden sind: Ausstellungen, Werbeaktionen, Wettbewerbe, Pressearbeit, Fifty-fifty-Projekte, Wandzeitungen, Internetauftritte, Gestaltung von Festen und Feiern, generationsübergreifende Hilfsaktionen. Lebensstil und Leitbilder reflektieren… (…) Eigene Interessen und Wünsche zu erkennen und kritisch zu prüfen, sich selbst im eigenen kulturellen Kontext zu verorten oder gar eine reflektierte Position in der Debatte um globale Gerechtigkeit zu beziehen… Es geht dabei zum einen darum, das eigene Verhalten als kulturell bedingt wahrzunehmen, und zum anderen um eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Leitbildern (…). Geeignete Methoden sind: Wahrnehmungsspiele, vor allem die selten gewordene sinnliche Wahrnehmung wie Stille, Dunkelheit oder „harte“ Arbeit; Philosophieren, Analysieren, szenisches Spiel, Reiseberichte über andere Völker, handlungsorientierte Tätigkeiten wie Kochen oder Spielen.“ (Aus: Bildung für nachhaltige Entwicklung für die Grundschule, Forschungsvorhaben Bildungsservice des Bundesumweltministeriums Expertise, Prof. Dr. Gerhard de Haan, Berlin 2009) |
|